In dem, recht grossen Hafen von H2O gibt es zwei wild bewachsene Inseln. Wenn ich mich nicht irre, sind die Inseln aus dem Aushub bei der Erstellung des Hafens entstanden. Spassig ist, dass sie von Ziegen bewohnt werden. Ausser, dass sie dort nicht wegkönnen, haben sie nichts zu meckern, so jedenfalls ist unser Eindruck.
Als wir, vorschriftsgemäss langsam um die erste Insel herumkurvten, sahen wir unsere Freunde von der «Angel» schon am Kopfsteg stehen, bereit uns die Leinen abzunehmen, etwas später kamen sie vorbei und unser Weber-Grill bekam ein letztes Mal etwas zu tun. Ein letztes Mal, weil er uns zu gross war und wir bereits einen kleinen Kugelgrill besassen. Wir wollten uns von ihm trennen, um etwas mehr Platz auf dem Achterdeck zu bekommen.
Er ist mittlerweile im Besitz eines der Kranführer von H2O. Wir freuen uns, dass wir ihn nicht einfach wegschmeissen mussten.
Mit der Crew der Angel genossen wir einen gemütlichen, lustigen Abend auf unserem Achterdeck.
Bei der Werft hatten wir uns für das Wochenende angemeldet. An Lillys Motorradplattform sollte am Montag das Geländer, respektive der Rammschutz montiert und verschweisst werden. Es kam die Information zu uns, dass der Schweisser von der Firma, die das Geländer in Nirosta ausgeführt hat, nicht bei Regen arbeiten will….. Wir sollten dementsprechend am Montagabend durch die Schleuse ins obere Hafenbecken, an die Bootsrampe fahren, und zwar rückwärts und dort übernachten. Auf diese Weise könnte dann am Dienstagmorgen um 8:30 angefangen werden. Wir könnten aber auch um 14:00 Uhr schon dort sein, dann würden zwei andere Mitarbeiter an Bord kommen und etwas erledigen. Wir waren dann etwas später dran und selbstverständlich kam niemand mehr. Am Dienstagmorgen wurde Lilly tatsächlich wieder einmal aus dem Wasser gehoben und neben dem Atelier auf dem Trailer stehen gelassen. Kurz und gut, der Rammschutz und das Geländer sind jetzt montiert und Lilly wurde kurz vor Feierabend wieder zu Wasser gelassen. Um das auf- und abladen des Motorrades testen zu können, sollten wir quer über den Hafen bis vor Simon Pipers Haus fahren. Ja, genau dort, wo wir Lilly als Erstes, vor anderthalb Jahren, besichtigt hatten. Nun mussten wir uns, wieder rückwärts zwischen diversen Schiffen durch ins freie Wasser schlängeln, wenden und an den oben genannten Platz fahren.
Dies und auch das Anlegemanöver steuerbordseitig, direkt hinter der La Fenice und der Endymion, machte dem Skipper keine besondere Mühe, so langsam stellt sich eine gewisse Routine ein. Hier haben wir jetzt ideale Bedingungen, um die Harley auf und abzuladen.
Aber zuerst musste die neue Batterie, welche wir von Dijon mitgebracht hatten, eingebaut werden. Freundlicherweise wurde ich am nächsten Morgen pünktlich von einer Mitarbeiterin von H2O, mit dem Auto, abgeholt und zum Motorrad gebracht. Zum Glück hatte ich alles notwendige Werkzeug und Material dabei und war so in der Lage, die Batterie zu ersetzen. Bei meinem Modell ist sie unter dem Sattel und etwas umständlich auszuwechseln. Nach einer Stunde war es geschafft und ich froh, dass das Ganze im Schatten in einer Werfthalle stattgefunden hat. Es war eine Freude, wie die alte Maschine, immerhin Jahrgang 1996, nach ca. 3 Sekunden ansprang, als wäre sie nicht über ein halbes Jahr dort gestanden.
Mit Werftleiter und Mechaniker konnten wir endlich das Verladesystem ausgiebig testen und kalibrieren. Im Winter hatte die Werft einen neuen Hydraulik-Antrieb mit Fernsteuerung im Maschinenraum installiert. Drei Hydraulikschläuche führten zur Bordwand, wo an der Aussenseite die Schläuche für den Scherenlift und die Auf- und Abladevorrichtung angeschraubt worden waren. Es läuft auf etwas Glück hinaus, dass das Verladesystem inklusive Motorrad innerhalb des Rammschutz-Geländers Platz hat. Das ging nicht, ohne ein paar Korrekturen an den Schlauchanschlüssen und dem Porteus. Aber es passt, an beiden Enden sind noch ca. 2-3 cm Luft.
Am 23. Mai durften wir Zeuge sein als die Duna, das neu renovierte Boot des Präsidenten und der Redaktorin des Vereinsmagazins unseres Schleusenschifferklubs, zu Wasser gelassen wurde.
So etwas ist immer ein spezieller Moment im Leben eines Schiffers. Und so war auch noch ein anderes, langjähriges Mitglied mit der Kamera dabei.
Alles klappte auf Anhieb und die Duna schwamm. Hoffentlich treffen wir uns auf den Wasserstrassen einmal irgendwo an.
An Auffahrt wurde, selbstverständlich, auf der Werft nicht gearbeitet, und so nutzten wir den freien Tag für eine kleine Motorradtour. Irgendwie der Nase nach und schon fanden wir uns in Dijon im Hafen, wo wir mit der Lilly erst gerade waren, wieder.
Unseren kleinen Kugelgrill haben wir auch schon eingeweiht. Ansonsten passierte nicht viel, abgesehen vom Geburtstag des Skippers. Christine buk mir einen Kuchen und die Besatzungen der Angel und der La Fenice mampften ihn zum Kaffee auf unserem Achterdeck weg. Zur Belohnung gab es dann noch ein Glas Kir Royal. Auf alle Fälle ein lustiger, gemütlicher Nachmittag im Kreise netter Menschen.
Am Sonntag nahmen unsere Freunde von der Angel meine Gattin mit in die Schweiz. Sie mussten sowieso dorthin, um verschiedene Termine wahrzunehmen und so konnte sie mitfahren. Es freut mich, dass sie dort Ihren Enkel und einige weitere Verwandte und Freunde treffen kann. Ich kann hier auch alleine sehr gut auf die Ausführung der restlichen Arbeiten warten. Bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen war die Warterei erträglich, obschon vergeblich.
Die Crew der Angel kam zum erwarteten Zeitpunkt wieder, Christine aber blieb, auf meinen Rat, noch bis Freitag in der Schweiz.
Angelika und Heini von der Angel halfen mir dann noch, die Lilly wieder in den unteren Hafen zu verlegen, was eine Schleusung erforderte. Auf diese Weise konnte Christine gleich an einem viel schöneren Ort an Bord kommen. Ich holte sie mit unseren E-Klappvelos vom Bahnhof ab. Das heisst, mit einer Hand lenken und mit der Anderen ihr Velo mitführen. Die Wiedersehensfreude war gross und ein wenig an der frischen Luft zu pedalen tat nach der langen Zugfahrt ebenfalls gut.
Wir konnten das Wochenende gemeinsam verbringen, bevor am Pfingstmontag in aller Frühe die Plachennäherin aufs Schiff kam, um noch einmal auszumessen. Bereits am Dienstag brachte sie die fertigen, und diesmal präzise passenden, seitlichen Verdecke.
Jetzt hielt uns hier nichts mehr, des Werftleiters Vorschlag ein paar noch fehlende Kleinigkeiten per Post nachzuliefern, nahmen wir gerne an.
Der Bericht von unserer ersten Fahrt in «Freiheit» folgt bald.