Vor der Rückfahrt...
Obwohl wir zurzeit in der Schweiz weilen und auf die zweite Impfdosis warten, gibt es doch noch ein paar Zeilen zu füllen. Es geht um die Zeit zwischen dem ersten Bericht und unserer Rückfahrt in unser Schweizer Domizil.
Bevor Phillippe Gerard von H2O uns besuchte, bemerkten wir, dass die Heizung schrecklich zum Auspuff hinaus rauchte. Es wurde zwar schön warm im Schiff, aber der Auspuff für die Heizung liegt an unserer Backbordseite. Das war uns sehr unangenehm, da an ebendieser Seite unsere Nachbarn mit ihrer «La Fenice», einem ganz neuen wunderschönen Piperboat, lagen. Roberto, der Eigner, bat uns möglichst nicht mehr zu heizen, was angesichts steigender Temperaturen durchaus machbar war.
Sein Schiff war steuerbords im Heckbereich ganz dreckig und russig geworden. Das war uns peinlich.
Wir hatten geplant am Dienstag unsere Plätze zu tauschen, sodass unsere Lilly an der Backbordseite der La Fenice längsseits liegen würde. Dies, vor allem, weil die Lilly während unseres Schweiz-Aufenthalts von H2O abgeholt werden soll und die La Fenice eher etwas länger dort liegen bleiben würde.
Roberto wollte mir auch gleich noch eine Mini-Fahrstunde mit unserer Lilly geben. Und so kam es, dass wir zuerst dieses Platzwechselmanöver durchführten und ich anschliessend ein bisschen im Hafen herumkurven durfte.
Allerdings führte das genannte Manöver bereits zu etwas erhöhtem Puls bei uns. Roberto hingegen blieb cool und Herr der Lage, wie es sich für einen rechten Skipper geziemt.
Es gab eine kleine Diskussion darüber wie am besten vorzugehen war, immerhin liegen da zwei Schiffe mit zwischen 30 und 35 Tonnen Verdrängung. Nun, am Ende machten wir es, wie er es geplant hatte.
Zuerst wurden die Motoren gestartet, dann lösten wir die Leinen zwischen den beiden Schiffen. Roberto setzte zuerst seine La Fenice ganz langsam zurück, um bei der Karinya, ebenfalls ein nagelneues Piperboat, längsseits zugehen und dort temporär festzumachen.
Anschliessend kam er an Bord der Lilly und wir stiegen ebenfalls zu. Noch einmal dasselbe Manöver, nur dass wir diesmal am äusseren von zwei Hausbooten festmachten, die noch etwas weiter hinten lagen. Jetzt fuhr er sein Schiff an den Platz, an dem wir vorher waren. Dabei galt es, die ganzen Fender umzuplatzieren. Diese sollten zwischen den beiden Schiffen hängen und als Dämpfer dienen. An der Steuerbordseite, also zum Ufer hin, kamen Reibhölzer aus Gummi zum Einsatz. Wie schon bei uns zuvor. Nachdem sein Schiff ordentlich vertäut am rechten Platz lag, gingen wir an Bord der Lilly und ich kam endlich dazu, das Steuer selber in die Hand zu nehmen und ein paar Runden zu drehen, bevor wir bei der La Fenice an Backbord längsseits gingen. Nun lagen wir wieder im Päckchen, allerdings diesmal aussen.
Jetzt führte auch unser Heizungsauspuff frei nach Aussen und konnte fröhlich vor sich hin qualmen.
Jedoch nur noch für einen halben Tag und eine Nacht. Das Problem sollte während des Werftaufenthaltes gelöst werden.
Bereits vor diesen ganzen Manövern begann die Crew der La Fenice den Dreck, den wir verursachte hatten, von Fendern, Seilen, Pollern, Deck und Aussenhülle zu entfernen. Nachdem inzwischen wieder alle Schiffe ordentlich vertäut waren, begannen sie ihr Schiff aussen komplett zu putzen. Das Resultat nach ca. zwei bis dreistündiger Schwerarbeit lag jetzt glänzend und strahlend in der Abendsonne. Balsam fürs Auge.
Im Gegensatz zu unserer Lilly. Da ist noch der ganze Sahara-Staub vom letzten November in den Ecken. Aber sie werden wir uns nach dem Werftaufenthalt vorknöpfen, dann wird auch Lilly wieder strahlen.
Bevor wir jedoch in die Schweiz fahren würden, mussten wir zuerst den Kühlschrank leer- und die verderblichen Sachen aufessen. Man möchte ja nach Möglichkeit Foodwaste vermeiden. Christine hat, nachdem wir vom Termin für die erste Impfdosis erfahren hatten, für die Tage bis zur Abfahrt einen Menüplan erstellt. Auf diese Weise konnten wir fast alles verbrauchen, was noch im Kühlschrank war. Etwas Milch und Butter konnten wir an unsere Nachbarn abgeben.
So mussten wir am Morgen der Abfahrt, nur noch den Haupthahn Trinkwasser schliessen, alle nicht benötigten elektrischen Verbraucher abstellen und uns von den Nachbarn verabschieden. Sie kamen extra noch heraus auf den Platz, auf dem die Harley zur Abfahrt bereitstand. Nach dem man sich gegenseitig alles Gute gewünscht hatte, ging es zuerst zur Tanke und dann direkt zu unserem Festland-Domizil. Das Wetterglück war uns hold, kühl aber trocken, zeitweise sonnig. Die Fahrt problemlos, bis mir meine Frau auf die Schulter tippte und um einen umgehenden Stopp bat. Ein Vogel hatte sie ordentlich vollgesaut. Zum Glück trug sie, der Kälte wegen, ihr Regenzeug über der Motorradjacke. So liess sich die Schweinerei ziemlich leicht abwischen. Der Vogel hat aber eine erstaunliche Präzision gezeigt. Mich hat er nämlich weitestgehend verfehlt, dafür war Christine, die wohlweislich zehn Zentimeter hinter mir sass, frontseitig grossflächig getroffen worden.
Ansonsten verlief die Motorradreise ohne weitere Zwischenfälle.
Am Folgetag konnten wir unseren ersten von zwei Impfterminen problemlos wahrnehmen.
Wahrscheinlich werden wir, so die Lilly wieder im Wasser ist, nach den Pfingsten wieder ins Burgund fahren.