Unser Abenteuer beginnt…..
Liebe Leser*-schaft, hier kommt endlich der erste Bericht über den Start in unsere Abenteuer.
Es mag sein, dass er von Einigen sehnlichst erwartet wird.
Tatsächlich leben wir jetzt auf unserer Lilly, allerdings sind wir noch keinen Meter gefahren. Also gäbe es eigentlich nicht viel zu erzählen, aber das täuscht. Allein die Vorbereitungszeit wäre eine Geschichte für sich.
Vielleicht wird sie hier einmal veröffentlicht.
Die Reisebeschränkungen infolge Corona Welle 3 und drittem Lockdown in Frankreich, führten dazu, dass wir unseren ursprünglichen Plan, mit einem Mietwagen und viel Gepäck zur Lilly zu fahren, den Mietwagen zurückzubringen und dann erst mit dem Motorrad hinzufahren, kippen mussten. So mussten wir noch Einiges ins Lager bringen und mit der Umzugsfirma einen Liefertermin festlegen. Es sollte der 9.4.2021 sein.
Dies taten wir kurz bevor in Frankreich der dritte Lockdown ausgerufen wurde. Wir mussten nun nach den Ostern fahren, das heisst, am Dienstag PCR-Test, am Mittwoch das Resultat, am Donnerstag mit der Harley nach Saint Jean de Losne, in ein Hotel fahren und am Freitagmorgen früh beim Schiff sein, um die Umzugsfirma in Empfang zu nehmen. Es gab nun also kein Zurück mehr, aber eine grosse Unsicherheit, ob wir überhaupt über die Grenze kämen und unser Ziel erreichbar wäre.
Das Hotel, von dem wir eine Reservierungsbestätigung aber sonst noch nichts gehört hatten, teilte uns auf Anfrage mit, dass wir einen triftigen Grund bräuchten um dort übernachten zu können. Daraufhin habe ich denen alles erklärt und so kamen wir doch noch zu unserem Zimmerchen und es gab sogar am Abend und am nächsten Morgen etwas zu essen.
Also alles weiter nach Plan. Testen, packen, die Wohnung abschliessen und los. Aber so ohne Weiteres liess man uns dann doch nicht einfach verschwinden. Während Christine mit dem Gepäck vor dem Haus auf mich wartete, holte ich den Töff aus der Garage, ging tanken und den Luftdruck in den Pneus kontrollieren. Danach fuhr ich zur Wohnung, um sie abzuholen. Dort warteten, wie abgemacht, Christines Sohn mit Schwiegertochter und Enkelkind um Abschied zu nehmen und Fotos zu machen.
Während des Aufpackens unseres Reisesackes auf den Gepäckträger, tauchten plötzlich eine ganze Heerschar Freunde und Bekannte mit einem Transparent und kleinen lustigen Geschenken auf. Sie hatten sich hinter dem Haus versteckt und uns damit wirklich überrascht.
Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es endgültig los. Um ca. 11:30 Uhr fuhren wir ab und über einen kleinen unbewachten Grenzübergang nach Frankreich. Über Nebenstrassen und Landstrassen ging es zügig Richtung Burgund. Es war kalt aber schön. Wir hatten uns entsprechend angezogen. Mir war etwas unwohl, dass ich durch die Kälte, nicht genügend Kraft in den Beinen haben würde, um die Maschine halten zu können. Die Furcht war aber unbegründet. Mit zwei kurzen Stopps kamen wir wohlbehalten um ca. 16:30 Uhr im Hotel an und wurden herzlich empfangen.
Ich fuhr noch kurz zum Schiff, um Paul zu treffen, der mir die Schlüssel überreichte und mir gleich noch ein paar Sachen erklärte, um anschliessend wieder ins Hotel zu fahren.
Nach einem feinen Dîner, einer erholsamen Bettruhe und einem guten petite Déjeuner mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig beim Schiff zu sein, wo wir um 08:00 das Umzugsteam treffen sollten.
Nachdem ich die Schrauben, die das Dachfenster fixierten, gelöst hatte, konnten die Herren Transporteure das ganze Fenster wegheben. Als Erstes musste das grosse rote Ledersofa des Vorbesitzers, welches wir nicht so richtig toll fanden, herausgenommen werden.
Anschliessend trugen sie ein Möbelstück nach dem Anderen aufs Dach und durch die Luke in den Salon der Lilly. Ebenso ging das mit den ca. 35 Umzugskartons.
Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit auspacken und wegräumen der tausend Sachen und mehreren Gängen, zum einen Kilometer entfernten Einkaufscenter, wo wir alles Mögliche, von Nahrungsmitteln über Putzmaterial bis zu Verlängerungskabeln etc. besorgten. Mit vollen Rucksäcken und Taschen oder Mineralwasserflaschen marschierten wir jeweils zum Schiff zurück.
Christine hat daneben auch noch das ganze Schiff vom Bug zum Heck, von oben nach unten und von Backbord bis Steuerbord geputzt. Ich kümmerte mich in dieser Zeit um Technisches, Sachen in den Maschinenraum zu versorgen, mit den Nachbarn von der La Fenice, und anderen Schiffern zu sprechen und dabei so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen.
Überhaupt, die Leute hier sind so hilfsbereit, freundlich und unkompliziert. Das fing schon damit an, dass sich die Tür zum Gäste-Bad nicht öffnen liess. Roberto von der La Fenice bekam sie schliesslich auf. Als das Wasser im Lavabo nicht ablaufen wollte, half er mir den Fehler zu suchen, und das wohlverstanden um ca. 22:00 Uhr. Er kontaktierte auch Simon Piper, den Erbauer seines und unseres Schiffes und so fanden wir am anderen Tag gemeinsam den Schalter, der die Pumpe für das Grauwasser steuert.
Am Montag tauchte dann, nach zwölfstündiger Fahrt, Simon Piper mit einem Mitarbeiter, direkt aus England auf.
Sie haben sich dann zwei Tage lang, unter Zuhilfenahme eines ortsansässigen Heizungsfachmannes, um unsere Heizung bemüht, die bis dahin noch gar nicht richtig funktioniert hatte. Erst am Mittwochabend konnten wir das ganze Schiff heizen. Bis dahin hielten uns unser Schwedenofen und die Sonne, so sie schien, einigermassen warm. Allerdings waren die Nächte von Freitag bis Mittwoch im Masterbedroom sehr kalt. Trotz mehrerer Decken war es zeitweise ungemütlich. Jetzt wissen wir es umso mehr zu schätzen, dass wir eine richtige Zentralheizung mit Radiatoren in allen Kabinen haben.
Mittlerweile sind wir recht gemütlich eingerichtet und haben plus minus alles Nötige an Bord.
Eigentlich könnten wir nun die Leinen loswerfen und abhauen. Eigentlich! Aber bekanntlich sind Pläne dazu da um sie an die Gegebenheiten anzupassen. Es steht ja immer noch der erste Werft-Aufenthalt bei H2O an. Wir werden den Werft-Chef Phillippe Gerhard am Montag, 19.4.21 auf dem Schiff erwarten, um Details und Termine zu besprechen. Am Mittwoch müssen wir bereits wieder in die Schweiz fahren, um die Impftermine, die wir soeben erhalten haben, wahrzunehmen. Wir werden voraussichtlich, erst nach dem zweiten Pikser, Ende Mai wieder ins Burgund fahren.
Das heisst für Euch, es braucht wieder viel Geduld bis zum nächsten Bericht.