Um vom Portus Ganda in Gent nach Brügge zu gelangen, gibt es zunächst mehrere Wasserwege, welche letztlich in den Kanal Gent-Oostende führen.
Auf des Skippers Tablet, welches sein Bild auf einen Monitor links im Steuerhaus schickt, sind drei verschiedene Navigations-Apps für Wasserwege installiert. Den richtigen Weg zu finden, ist dementsprechend nur eine Frage der funktionierenden Technik. Auf den Websites der wallonischen, als auch der flämischen Wasserstrassen Behörden sind wir für den Newsletter angemeldet. Dies führt dazu, dass täglich eine Flut von E-Mails mit Hinweisen zu Sperrungen, etwa wegen defekter Schleusentore, im E-Briefkasten landen. Alle diese Mails wollen gelesen, verstanden und auf Relevanz für unsere Route interpretiert werden. Daher wussten wir früh genug, dass die von der Waterkaarten-App vorgeschlagene Route nicht funktionieren würde, eine Schleuse auf dem Weg ist für längere Zeit geschlossen. Im entsprechenden offiziellen Info-Mail wird darauf hingewiesen, dass man über zwei andere Wege zum Ziel kommen kann. Wir wollten nicht noch einmal durch die Kettelvaart am Hafen Lindelei vorbeifahren und entschieden uns daher für die letzte noch offene Option. Dies bedeutete, den Wasserweg mit 110 Meter langen Frachtern zu teilen. Insbesondere mussten wir die Schleuse Evergem durchlaufen, welche stark befahren und ebenfalls zu verschiedenen Zeiten wegen Revisionsarbeiten gesperrt wird. Sie besteht allerdings aus zwei Schleusenkammern, einer Grossen und einer Kleinen. Als wir dort ankamen, funkten wir den Schleusenwart an und bekamen die Antwort: «Sie müssen vier (bestimmte) Frachtschiffe vorlassen und können dann als fünftes Schiff in die Kammer einlaufen, jedoch erst, wenn die momentan laufende Schleusung abgeschlossen ist.». Also beim nächsten Durchgang, dass das dauern kann, war uns von vornherein klar. Immer noch mitten im Vorhafen der Schleuse herumtreibend, blickten wir uns nach einer Anlegemöglichkeit um und entdeckten einen freien Platz etwa 150 Meter hinter uns. Also Maschine rückwärts und achteraus zum Kai laufen, wo wir eine Bug-spring legten und Lilly in diese eindampfen liessen. So warteten wir, bis die mit vier Frachtern gefüllte Schleuse heruntergefahren war und ihre Fracht, also die vier Frachter ausgespien hatte, sie, also die Schleuse wieder vier Frachter aufgenommen und wieder hochgefahren war. Die lange Wartezeit nutzten wir dazu, uns zu verpflegen. Jetzt warteten wir, bis diese vier ausgelaufen waren und die vier Frachter, mit denen wir dran waren, eingelaufen und festgemacht hatten. Bevor wir unsere Leine lösten, funkte der Skipper die Schleuse an, um zu fragen, ob wir immer noch als fünftes Schiff in die Schleuse dürfen, was der Schleusier umgehend bestätigte. Also los und Richtung offene Schleusentore dampfen, wobei uns zwei später eingetroffene grosse ein wenig irritierten, weil sie ebenfalls langsam in dieser Richtung liefen. Also noch einmal ein kurzer Funkspruch, dass wir befürchteten, dass uns der Weg abgeschnitten würde, worauf uns der Schleusenwart aufforderte, hinter den, vorher bestimmten, vier Frachtern einzulaufen. Es war dem Skipper klar und ebenfalls die Absicht, dass die anderen Kapitäne das hörten und daher auch nicht überrascht waren, als wir sie rechts überholten und zwischen ihnen durch schlängelten, um unseren Platz in der Schleuse einzunehmen. Der Rest war so etwas wie Routine, nach dem Öffnen der unteren Tore konnten die direkt vor uns liegenden zwei Frachter nicht mit Vollgas auslaufen, was uns sehr entgegenkam.
Nur ein paar Minuten später, nach circa 500 Metern, bogen wir über Steuerbord ab und liefen auf dem Kanaal Gent-Oostende weiter in Richtung Westen. Ein Kanal der beinahe wie ein Fluss wirkt, kaum eine Schleuse und nur hohe Brücken. Der Verkehr in dieser Jahreszeit ist marginal, wir geniessen die unbeschwerte Fahrt. Ein Wermutstropfen ist die Seltenheit von Liegeplätzen für Schiffe unserer Grösse, wir liefen an diversen Möglichkeiten vorbei, welche eigentlich der Grossschifffahrt vorbehalten sind und wo wir uns nicht getrauten. Dafür fanden wir beim Jachthafen Beernem einen für uns geeigneten Schwimmponton, welcher zwar mit «Meld-Steiger» angeschrieben war, was uns indes nicht sonderlich beeindruckte und wir also anlegten und festmachten. Umgehend marschierte ich über die Steganlage zum Hafenbüro, traf dort aber niemanden an, auch auf meinen Anruf auf die angeschlagene Nummer, reagierte niemand. Zurück auf der Lilly dauerte es nicht lange, bis sich der Hafenmeister zeigte und mich ins besagte Büro bat. Die doch recht hohe Liegegebühr unterstützte uns in der Absicht, anderntags weiterzureisen. Telefonisch meldeten wir uns im Brügger Hafen Coupure an, der Hafenmeister gab uns präzise Anweisungen, wir sollen uns kurz vor Ankunft noch einmal melden, er würde dann die Fussgänger-Hebebrücke hochfahren und wir sollten dann achteraus in seinen Hafen einlaufen. Am Morgen bereiteten wir uns aufs Ablegen vor, nachdem wir einen ersten Kaffee intus hatten.
Danach einfach auslaufen war nicht. Eine Gruppe älterer Wasserwanderer machte sich ebenfalls bereit, um mit ihren Ruderbooten auszulaufen, ebenfalls in Richtung Brügge. Eine sportliche Dame aus der Gruppe aus Deutschland kam zu uns, um uns zu bitten, ihnen gegenüber rücksichtsvoll zu sein. Wir würden bestimmt viel schneller als sie unterwegs sein. Ich gab mein Bestes sie zu beruhigen, wir würden höchst selten Ruderboote unterpflügen, was allerdings auch daran liegt, dass wir ausserordentlich selten Begegnungen mit Ruderbooten haben. Wir liessen ihnen einen kleinen Vorsprung und legten dann ab. Kaum ausgelaufen, kamen zwei Jachten um die Biegung und steuerten genau auf uns zu, sie wollten offensichtlich in den Hafen einlaufen. Nach einer Schrecksekunde entspannte sich die Situation, auch sie erkannten unsere Absicht, in die Fahrrinne zu manövrieren und passten ihren Kurs entsprechend an. So kamen wir gut aneinander vorbei. Bis Brügge erwarteten uns eine Schleuse, die normalerweise auf beiden Seiten offen ist und nur bei Hochwasser oder ähnlichem geschlossen wird, sowie fünf bewegliche Brücken. An einer der Klappbrücken stoppten wir auf, um ein uns verfolgendes Frachtschiff vorbeizulassen und sassen prompt in der untiefen Stelle ein wenig auf. Es kostete den Skipper ein paar Schweisstropfen, aber Lilly kam wieder frei und wir konnten hinter dem Frachter unter der geöffneten Brücke durchlaufen. Wir meldeten uns telefonisch beim Hafenmeister nach der letzten Hebebrücke, um uns anzukündigen, damit er genug Zeit hatte, um die Fussgänger-Hebebrücke, welche die Einfahrt in seinen Hafen versperrt, hochzufahren. Die Hebetechnik ist faszinierend, zwei Stahlrohre mit etwa einem Meter Durchmesser überqueren die Hafeneinfahrt über der Fussgänger-Hebebrücke, die mittels Stahlkabeln im Abstand von circa einem Meter an besagten Rohren hängt. Muss sie gehoben werden, drehen einfach die beiden Rohre und wickeln die Stahlkabel auf, bis man unter der Brücke durchlaufen kann. Der Hafenmeister wies uns wild gestikulierend an, unser Schiff zu drehen und achteraus, also rückwärts in den Hafen einzulaufen. Gleichzeitig legte ein anderes Piperboat ab, um unter der gehobenen Brücke auszulaufen, es blieb uns nur ein kurzes Hallo und gute Fahrt auszutauschen, bevor wir anlegten. Der lange Steg auf unserer Seite war komplett frei und so erlaubte ich mir Lilly, entgegen den Anweisungen des Chefs etwas weiter zurück anzulegen, weil ich gesehen hatte, dass dort der Weg vom Wasserhahn zu unserem Trinkwasser-Tankstutzen optimal war. Er schien gar nicht zufrieden, beliess es aber dabei.
Brügge selbst ist eine ausgesprochen schöne Stadt mit einer gepflegten Altstadt, mit vielen kleinen Brücken über schmalen Kanälen, Gassen mit Kopfsteinpflaster, Läden und Restaurants aller Art in hübsch renovierten Häusern und vielen Touristen. Es gibt eine Menge zu besichtigen, was man zu Fuss, mit einem Touristenboot oder per Pferde-Droschke bestaunen kann. Wie viele andere Orte besitzt Brügge auch einen Belfried. Um diesen besteigen zu können, mussten wir uns übers Internet für ein Zeitfenster eintragen und konnten gleichzeitig den verlangten Zugangs-QR-Code erwerben. Erworben hatten wir ihn; bekommen aber nicht. Am Turm angekommen wurden wir angenehm überrascht, wie problemlos wir unsere Eintrittskarten, nach Vorweisen der Bestätigungs-Mail, erhielten. Die Aussicht von dort oben ist eindrücklich, und die Technik im Bauwerk, welche das mechanisch gesteuerte Glockenspiel jede Viertelstunde abspielt, ist hochinteressant.
Auch hier gönnten wir uns eine Woche Aufenthalt, welche wir, nebst Besichtigungstouren, auch für Restaurantbesuche und den Wochenmarkt nutzten. Es gab dort sogar noch frischen Spargel, den wir später auf dem Achterdeck mit Schinken genossen.
Wie bisher auch, planten wir die nächste Etappe, wenn wir die letzte hinter uns hatten, einfach weil wir nie sicher sein konnten, ob wir unseren Tagesplan würden einhalten können. Eine Grobplanung, also die nächsten möglichen Ziele, hatten wir natürlich schon, wussten aber nicht immer, wie weit wir an einem Tag kommen würden. Also mussten wir vor jeder Fahrt überlegen, wo wir als Nächstes einen Liegeplatz finden würden. Die Grobplanung ab Brügge lautete Ypern via Newport. Ypern liegt am Ende des Kanals «Ieper-Ijzer», welcher da und dort etwas untief ist und gewissermassen eine Sackgasse bildet.
Zuerst liefen wir auf dem Kanaal Gent-Oostende weiter bis Plassendale, wo wir über Backbord in den Kanaal Plassendale-Nieuwpoort einbogen, um sogleich in die Plassendale Schleuse einzulaufen.
Eine, im Vergleich zu all den «normalen» Schleusen, sehr spezielle Schleuse, ausgestattet mit vier Toren, um gegen den Druck, der tidenbedingt aus beiden Richtungen kommen kann, bestehen zu können. Ausserdem ist sie sehr breit, etwa 80 m mal 35 Meter. Der Hub war zu diesem Zeitpunkt gering. Spannend wurde es bei der Ausfahrt, eines der Mietboote, die mit uns schleusten, lief uns direkt vor den Bug. Eine Kollision konnte ich verhindern, dafür gestaltete sich das Manöver des Auslaufens etwas schwieriger, aber auch das gelang letzten Endes ohne negative Folgen.
Nun war es bis zum geplanten Übernachtungsplatz Oudenburg nicht mehr weit. Normalerweise würde dieser Halt keine grosse Erwähnung erhalten, der Ort selbst ist eher unbedeutend und die Steganlage ist in gutem Zustand. Erwähnt werden soll aber der nachmittägliche Besuch eines älteren Herrn, welcher uns frische Eier, Kartoffeln und selbst gemachte Konfitüre zum Kauf anbot. So halber waren wir darauf vorbereitet, der ältere Herr hatte einen Eintrag auf der internen (den Mitgliedern vorbehaltenen) Seite der Liegeplätze der DBA bekommen. Es freute uns zu erleben, dass er, mittlerweile etwa 80 Lenze zählend, immer noch zu den Gästen dieses schönen Schwimmsteges kommt und seine Sachen anbietet. Wir zeigten unser Interesse und er kam ein paar Stunden später mit dem Fahrrad und seinen Schätzen zu uns an den Steg. Er musste sich auf unsere Gangway setzen, um etwas auszuruhen, was ihn aber nicht davon abhielt, seine Konfitüre anzupreisen, sie sei mit wenig Zucker gemacht, weil seine Frau Diabetes habe. Wir nahmen fünf Gläser sowie Kartoffeln und Eier, von denen er sagte, dass sie am Vortag gelegt worden seien und das alles auf Englisch.
Etwas später hatten wir noch eine Begegnung der besonderen Art, in sehr langsamer Fahrt lief ein vierzig Meter langes Frachtschiff um die Biegung an unserem Liegeplatz vorbei. Es war sehr leise und man hörte nur so rhythmische Geräusche, wie man sie bei einem Roboter erwarten würde. Erst nach ein paar Sekunden fiel uns auf, dass da gar kein Steuerhaus war, dafür viele Kameras und Radar-Antennen. Auf dem Schiff war kein Mensch zu sehen, niemand! Es fuhr ganz alleine und hielt seinen Kurs in Perfektion. Es war fast ein wenig gruselig. Der Suchbegriff «selbstfahrende Schiffe in Belgien» brachte uns eine Menge an hochinteressanten Informationen.
Auch neu für uns war, dass wir hier eine App auf dem Handy installieren mussten, um Trinkwasser bunkern zu können. Hinter dieser App «Aanuit.net» steckt eine niederländische Firma, welche das beziehen und bezahlen von Dienstleistungen, wie parken, Strombezug oder Trinkwasser, erleichtern möchte (nebst Profit selbstverständlich). Es ist wirklich einfach, man scannt den QR-Code am Wasserspender, schaltet ihn über die App ein und am Ende wieder aus und bekommt am Monatsende eine Rechnung; funktionierte tadellos.
Unser nächster Stopp, Leffinge, gleich nach der Klappbrücke, an der zu dieser Zeit gearbeitet wurde, bot uns eine seltene Gelegenheit. Hier konnten wir die Harley endlich wieder einmal abladen. Wir mussten lediglich präzise so festmachen, dass das Motorrad beim Abladen zwischen zwei Stück Geländer und Parkfeldern durchpasste. Also wurde abgeladen und an Land parkiert. Auch an diesem Liegeplatz kam spätabends solch ein Geisterschiff vorbei, wobei wir bewunderten, in welcher Perfektion es an dem Arbeitsponton und der Engstelle der Klappbrücke vorbei steuerte. Am anderen Mittag bestiegen wir die Harley und fuhren auf, navigationsbedingt, indirektem Weg (der Skipper hat sich verfahren) an den Strand von Middelkerke. Es war Anfang Juni und entsprechend frisch und windig, so direkt an der Nordsee. Stiefel und Socken ausgezogen, Hosen hochgekrempelt und genüsslich im kühlen Salzwasser den Strand entlang geplatscht. Die unendliche Weite (hinter dem Horizont geht’s bekanntlich weiter) liess uns tief durchatmen, es roch nach wilder Wikinger-Freiheit (oder so). Nach einem überteuerten Mineralwasser, welches wir in einem dieser Strand-Cafés mit Windschutzscheiben, genossen hatten, nahmen wir die Strasse nach Nieuwport unter die Räder, um dort die Hafenmeisterei aufzusuchen und gleich einen Liegeplatz für den nächsten Tag zu reservieren. Es war das erste Mal, dass wir dies machten und ebenso eine Premiere, dass wir einen Liegeplatz bezahlten, bevor wir überhaupt mit dem Schiff dort ankommen würden. Bevor wir zurück zur Lilly fuhren, besichtigten wir noch ein Stück der anschliessenden Strecke.
Für die Strecke von Nieuwport nach Leffinge von 9.2 Km benötigten wir mit der Harley 11 Minuten 30 Sekunden, die Lilly brauchte am anderen Tag eine Stunde 36 Minuten und 39 Sekunden. Dafür wussten wir haargenau, wo wir anlegen sollten.
Für unsere Ausflüge zum Einkaufen oder an den Strand von Nieuwport benutzten wir unsere E-Klappräder, verbotenerweise auch auf dem Steg, an dessen Ende wir lagen. Er ist die Kleinigkeit von einem halben Kilometer lang, da wären wir zu Fuss wohl noch heute unterwegs.
Eine Woche blieben wir hier, machten eine Fahrt mit dem Riesenrad am Strand, beobachteten den beachtlichen Hub von vier Metern bei der Flut und machten lange Spaziergänge am Strand.
Weiter ging es auf der Yser, einem Fluss mit wenig Freizeitverkehr, kleinen Schleusen wie in Frankreich und nicht vorhandenem Frachtverkehr. Für die 17 Km bis Diksmuide benötigten wir etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Wir wurden vom freundlichen Hafenmeister erwartet, hatten wir uns doch telefonisch angemeldet und so konnte er uns gleich einen Platz anweisen und uns die Leinen abnehmen.
Obwohl Diksmuide nichts Spezielles zu bieten hat, blieben wir für ein paar Tage. Abgesehen davon, dass der Jachthafen eine Diesel-Tankstelle besitzt, gibt es wenige hundert Meter flussaufwärts eine Werft, die sich auf Malerarbeiten an Schiffen spezialisiert hat. Wir haben von mehr als einem Piper-Eigner gehört, dass sie dort ihr Schiff, zu deren grosser Zufriedenheit, neu streichen liessen.
Um unser nächstes Ziel zu erreichen, mussten wir für eine Weile dem Flusslauf der Yzer zu Berg folgen und dann gleich nach der Knokkebrug, einer Klappbrücke über Backbord in den Kanaal Ieper-Ijzer einlaufen und ihn bis zu seinem Ende durchlaufen. Dort liegt der Jachthafen von Ieper, wo wir uns auch angemeldet hatten. Gleich auf der gegenüber liegenden Seite gibt es einen grossen Do-it-yourself-Fachmarkt. Hier konnten wir unter anderem unsere leere, französische 13 Liter Gasflasche gegen eine volle belgische eintauschen und fanden ein Lufttrocknungsgerät, von welchem wir uns erhoffen, dass es Lilly im Winter innen trocken hält. Nebst starken und langen Strapp-Bändern, die über den Winter das Davonfliegen unserer Solarpanels verhindern sollen, fanden wir noch einige andere nützliche Dinge. Insgesamt war unser Aufenthalt hier sehr erfolgreich.
Neben den üblichen Siteseeing Aktivitäten forderte eine Auto-Rallye unsere Aufmerksamkeit. Sie fand wohl in der Umgebung statt, aber in der Stadt standen auf verschiedenen Plätzen Zelte der Teams, wo die Fahrzeuge gewartet wurden. Dazu eine grosse Menge an Festbetrieb und Publikumsauflauf.
Einen schönen Spaziergang über den Stadt-Wall um die Stadt, machten wir auch, dieser liess uns jedoch sehr nachdenklich zurück. Er ist gespickt mit Gedenkstätten, Monumenten und Ausstellungen mit Bildern und Texten, die Weltkriege betreffend. Wie viele tapfere Soldaten, zum Teil aus Indien oder die nepalesischen Gurkhas im Kampf um Freiheit und demokratische Grundwerte für Belgien gefallen sind, lässt einen betroffen verstummen. Gerade angesichts der aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten.
Nach nur drei Tagen, übers Wochenende, legten wir wieder ab und liefen auf dem Kanal und der Ijzer zurück, bis Diksmuide für eine Übernachtung und um Diesel zu bunkern. Dann ging es wieder die Ijzer zu Berg bis zur Mündung des Lo-Kanaals wo wir einen schönen Steg ohne Infrastruktur, aber mit viel Platz vorfanden. Hier gibt es nichts ausser Landschaft und Landwirtschaft, das kam uns aber sehr gelegen, planten wir doch hier ein paar Tage zu bleiben und endlich unser Steuerhaus neu zu lackieren. Das war schon viel zu lange fällig, leider lassen sich einige verfärbte Stellen im Holz nicht mehr ganz beseitigen. Viermal hiess es anschleifen, lackieren und trocknen lassen, jetzt glänzt es schön und das Holz ist wieder besser geschützt. Nachdem wir Jugendliche und die Besatzung einer Jacht in der Ijzer baden gesehen hatten, hielt uns nichts mehr, zumal die Ijzer ab hier nicht mehr schiffbar ist. Nach der schweisstreibenden Arbeit genossen wir die erfrischende Planscherei ausgiebig.
Am vierten Tag warfen wir die Maschine an, die Leinen los, legten ab und durchliefen den Lokanaal in einem Stück, um in Verne wieder festzumachen. Der Lokanaal wird nicht vom Berufsverkehr genutzt, das lässt ihn gemütlich und entspannt erscheinen. Das merkten wir, als die zuständige Brückenwartin vor der einen Klappbrücke über eine Stunde warten liess, bis sie kam und uns öffnete. Um vom Lokanaal in den Hafen zu gelangen, mussten wir bei der Mündung in den Plassendale – Duinkerke Kanaal einbiegen, dort gleich eine 180° Wende vollführen und durch eine Sicherheitsschleuse laufen und gleich danach über Steuerbord in den Hafen einlaufen. Der Jachthafen Verne wird vom selben Besitzer betrieben wie derjenige von Nieuwport, darum hatten wir noch immer die elektronische Karte für den Trinkwasserbezug bei uns. Wir hofften hier, unseren Trinkwassertank aufzufüllen, bevor wir nach Frankreich weiterfahren würden. Der Hafenmeister erklärte uns, dass wir die Karte nach Gebrauch einfach in seinen Briefkasten einwerfen können. Dann sollten wir dem Hafenbüro von Neiuwport eine E-Mail mit unseren Bankdaten schicken, damit sie dann das Restguthaben und das Kartendepot zurücküberweisen können.
Das schien uns ein akzeptables Vorgehen zu sein, blöd war nur, dass, als wir spätabends Wasser bunkern wollten, keines aus dem Hahn kam. Die Hauptleitung auf unserer Seite des Hafens war wohl noch vom letzten Winter geschlossen. Die Karte warfen wir trotzdem ein und das E-Mail enthielt dann auch einen Hinweis darauf, dass wir nicht ganz glücklich damit waren. Ansonsten gibt es über Verne auch nicht viel mehr zu berichten.
Am folgenden Morgen legten wir ab und liefen auf dem Kanaal Plassendale – Duinkerke nach Süden. Wie es uns auf dem weiteren Weg erging, wird im nächsten Bericht zu lesen sein.