Nachdem die Herbstferien im Jahr 2017 nur noch ca. 2,5 Jahre von unserer Pensionierung und dem Start unseres Abenteuers mit eigenem Wohnschiff entfernt waren, wollten wir noch einmal Mietboot-Ferien machen. Jedoch war da die Überlegung, dass wir auf eigenem Kiel und mit viel mehr Zeit überall hinkämen. Überall heisst allerdings, nur Europas Festland Binnengewässer. So kam mir der Gedanke: wohin werden wir mit unserem eigenen Schiff wohl nie hinfahren? Genau, nach England. Der Ärmelkanal würde unser Schiff wohl versenken, ausserdem hätte ich nicht die nötigen Papiere dafür. Des Weiteren sind die Kanäle im vereinigten Königreich für sehr schmale Schiffe ausgelegt. Wir würden in der ersten Schleuse steckenbleiben. Oder etwas prosaischer, wir kämen erst gar nicht hinein.

So war die Destination, also das Fahrwasser und die Region bestimmt.

Auch ein Vermieter liess sich finden und eine Reservation konnte via deren Homepage getätigt werden. Wobei, auch hier mussten wir, um möglichst viel Zeit auf dem Wasser verbringen zu können, die Mietdauer, sagen wir mal, fantasievoll einrichten.

Also kurz gesagt, wir reservierten für zwei Wochen, von Montag bis übernächsten Montag, mussten allerdings am Samstag heimfliegen. Der Vermieter hätte unser Narrow-Boat also übers Wochenende doppelt vermieten können. Egal, es war schön.

Am Spätnachmittag des 3. Septembers 2017 flogen wir von Basel nach Manchester, wo wir eine Nacht im Hotel übernachteten. Am Montag reisten wir mit dem Zug nach Stone, wo wir mit dem Auto abgeholt und zur Basis gebracht wurden. Die Leute waren sehr nett, wir konnten unsere Koffer nach dem Auspacken an der Basis einlagern, bis wir zurückkehren würden. Im nahegelegenen Einkaufscenter deckten wir uns mit Proviant und Allem ein, was wir nicht mitgebracht hatten. Wir schoben einen grossen Einkaufswagen voller feiner Sachen zu unserem Mietobjekt und brachten den Einkaufwagen wieder zurück.

Auch hier gab es eine Einführung mit einer ersten Schleusung. Abgesehen vom Rechtsverkehr, der hier wie auf dem Festland, auf allen Wasserwegen gilt, war Einiges vollkommen anders als wir es kannten.

IMG 0691Bei der Einfahrt in die Schleuse beruhigte mich der Guide, es macht nichts, wenn Du mit der Scheuerleiste an der Schleusenwand entlangschrammst, es ist nur Farbe. Nun, vermeiden wollte ich es dennoch. Diese Narrow-Boats passen genau in diese schmalen Schleusen. Links und rechts vielleicht je 10cm Raum. Sie haben auch keine Fender, um Kollisionen abzufedern. Man legt auch keine Leine, um bei der Füllung oder Leerung an Ort zu bleiben, das macht man mit dem Motor. Das bedeutet, der Steuermann bleibt in fast jedem Fall an Bord und behält die Kontrolle, während das zweite Crew-Mitglied die harte Arbeit mit den Schiebern und den Schleusentoren allein machen muss. Eigentlich eine richtige Männerarbeit. Da meine Frau sich aber mit dem Steuern des Bootes und noch IMG 1373mehr mit den Manövern schwertat, war die Arbeit verteilt.

Also so wie im richtigen Leben, der Mann steht gemütlich an der Ruderpinne und bedient simultan den Gas- / Schalthebel. Ausserdem gibt er Befehle, ...also eher Anregungen und Kommentare ab.

Die Frau kocht und putzt, räumt auf und bewirkt eine gemütliche Atmosphäre. Zusätzlich muss sie die Schieber, um Wasser in die Schleusen ein- oder abzulassen, öffnen oder schliessen, je nachdem ob man zu Berg oder zu Tal fährt. Ausserdem müssen die schweren Tore geöffnet und geschlossen werden. Zum Glück ist meine Frau nicht nur schön, sondern auch stark.

IMG 1238Nun gut, ich stand dafür immer draussen an der Ruderpinne. Auch wenn es regnete. Gewiss es gab auch ein paar sonnige Abschnitte, vielleicht sogar ein oder zwei trockene Tage. Der Hut und die Schuhe waren nach einem Tag, sagen wir mal, nicht mehr trocken. Die Jacke und die Regenhose waren sehr gut, aber mit nassen und kalten Füssen und ebensolchen Haaren, den ganzen Tag blöd rumstehen, ist jetzt nicht so erotisch.

Tagelang versuchte ich, in allen möglichen Läden Imprägnierungsspray zu kaufen. Findest Du in England nicht! Wahrscheinlich, weil da eh Alles von sich aus wasserdicht ist.

Albert Einstein soll gesagt haben, „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, und beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher“.

Nun ich habe es bewiesen. Anstatt nach einem Spray zu suchen, hätte ich auch einfach ein paar Gummistiefel (auch die billigsten wären dicht gewesen) und einen dichten Hut kaufen können.

Unsere Reise startete und endete in Stone. Wir befuhren den geschichtsträchtigen „Four counties Ring“, auf dem man tatsächlich eine Rundfahrt machen kann. Den Unterlagen des IMG 0719Vermieters konnten wir entnehmen, dass diese Tour in einer Woche machbar sei. Vorausgesetzt man würde pro Tag neun Stunden fahren! Zum Glück hatten wir zwölf Tage Zeit. Und das reichte uns gerade so. Wir waren einen Tag vor unserer Heimfahrt kurz vor Stone um zu übernachten.

Von Stone ging es auf dem Trent & Mersey Canal in Richtung Stoke-on-Trent vorbei an schöner, malerischer Landschaft. Kurz vor Stoke fiel uns ein Schild auf, das auf die Geschirr Manufaktur Wedgwoods hinwies. Wir stoppten und gönnten uns eine Tour durch die Fabrik. Die riesigen Brennöfen und die verschiedenen Stationen, die eine Schüssel oder eine Tasse zu durchlaufen haben, waren sehr interessant. Beeindruckt waren wir auch, zu beobachten, wie die Leute dort das Porzellan, teilweise von Hand nach Vorlagen, bemalten.IMG 0770
IMG 0807Bei der Durchquerung von Stoke machten uns vor allem diese vielen zerfallenden Töpferei-Fabriken, sogenannte „Potteries“, betroffen. Viele Gebäude, direkt am Kanal, mit diesen typischen Backstein-Fassaden und den zerbrochenen Fensterscheiben. Traurige Zeitzeugen vergangener Herrlichkeit.

Auf unserem weiteren Weg passierten wir als nächstes den Harecastle Tunnel. Dort mussten wir, bei ablandigem Wind, anlegen um auf die Freigabe der Durchfahrt zu warten. Bei diesem Manöver stellten wir uns nicht besonders geschickt an. Ich brauchte mehrere Anläufe bis es klappte. Es gab dort einen Wasserhahn, den ich gerne benutzt hätte, um unseren Tank zu füllen. Er war allerdings bereits von einem anderen Boot besetzt. Als der Bootsführer fertig war, mussten wir uns auch schon für die Durchfahrt bereit machen. Die Suche nach Trinkwasser musste also bis nach dem Tunnel warten. Der Tunnel-Keeper instruierte uns, nahm die Gebühr entgegen und dann ging es im Gänsemarsch, ein Boot hinter dem Anderen durch den Tunnel. Kein Licht, keine Kreuzungsmöglichkeit, kein Halt. Alle Lampen im Boot mussten wir anmachen, ich musste eine Schwimmweste tragen und sollte allein am Ruder stehen. Alle Passagiere im Inneren. Unser Boot verfügte nur über einen schwachen Scheinwerfer. Ich war froh, als diese Dreiviertelstunde um war. Direkt nach der Ausfahrt musste eine scharfe Kurve nach Steuerbord bewältigt werden. Ich steuerte zuerst langsam geradeaus, bis ich mit dem Heck etwas mehr Platz hatte, um das Ruder herumwerfen zu können. Wir konnten knapp eine Kollision mit einem dort liegenden IMG 0829Arbeitsboot verhindern. Von der Eleganz meines Manövers war ich aber alles andere als begeistert. Wie heisst es so schön, wir kratzten die Kurve.

Das Wasser im Kanal überraschte uns mit einer undurchsichtigen braunen Farbe. Später las ich, dass das vom lehmigen Boden kommt, durch den der Kanal gegraben wurde.

Bis Middlewich hatten wir dem Trent & Mersey Canal zu folgen. Wir hätten allerdings auch nur zwei Abzweigemöglichkeiten gehabt, in Hanley bei der Etruria Junction über Steuerbord in den Caldon Canal. Diesen liessen wir aber an besagter Steuerbordseite liegen und bewegten uns geradeaus weiter. Dies war kurz vor dem Tunnel. .

Unmittelbar nach dem Tunnel gab es eine spezielle Abzweigung. Es war klar beschildert, dass man hier über Backbord in den Macclesfield Canal to Marple einbiegen konnte. Das war verwirrend, da Marple eigentlich in rechter Richtung lag. In unserem Büchlein fand sich die Lösung, gleich nach der Einfahrt kam eine Rechtskurve. So führten beide Kanäle ein Stück weit parallel. Wir benutzten zwei Schleusen zu Tal, während der abzweigende Kanal eben weiterführte, um dann nach rechts über unseren Kanal in einer Kanalbrücke weiterzuführen. Etwa so wie man eine Autobahnausfahrt nach rechts verlässt, um oben nach links über eine Brücke die Autobahn zu queren.

IMG 0925Für eine Übernachtung, vom 07. bis 08. September, lagen wir in Wheelock. Gleich bei der Anlegestelle befindet sich das Restaurant Barchetta. Nach einem kleinen Rundgang durch das Village gönnten wir uns dort einen Apéritiv. In dieser Gegend kennt man das jetzt nicht so. Allerdings machten wir über der Bar eine Flasche Apérol ausfindig. Es war lustig dem Personal dort zu erklären, wie man einen Apérol Spritz macht, aber es klappte und wir waren happy. Wir entschlossen uns dann hier gleich für das Nachtessen zu reservieren. Davor mussten wir aber nochmal zurück aufs Boot, frisch machen und umziehen wollten wir uns schon, bevor wir ein feines Nachtessen genossen.

An einem späteren Tag, wir waren unsicher, ob wir noch weit fahren wollten oder demnächst nach einer Liegestelle für die Nacht Ausschau IMG 0866halten sollten, passierten wir ein paar Narrow Boats die bereits festgemacht hatten.

Eines gehörte wohl einem Pfarrer, es war jedenfalls so angeschrieben. Unschlüssig stoppten wir auf und blieben mitten im Kanal längsseits vom Pfarrer liegen. Ich fragte ihn, ob er wisse ob es in unserer Richtung noch weitere Liegeplätze gäbe. Er riet mir hier zu bleiben, es würden in Kürze ca. 20 Schleusen in kurzer Abfolge kommen und die sollte man am Stück bewältigen, dies würde aber fast einen Tag in Anspruch nehmen und es kämen keine so IMG 0869schönen Plätze wie hier mehr. Wir bedankten uns artig und setzten ein paar Meter zurück, um ein ordentliches Anlegemanöver zu absolvieren. Es lohnte sich, war es doch ein wirklich schöner Ort und zudem kreuzte uns später eine richtige traditionelle Schlepp- Transport Kombination, bestehend aus einem Narrowboat mit uraltem Einzylindermotor und einem zweiten, geschleppten (einem sogenannten butty), ohne Motor. Man konnte sich bei diesem Anblick gut vorstellen wie die Menschen damals auf ihren Booten gelebt und gearbeitet haben.

In Middlewich mussten wir über Backbord in den Middlewich Branch, einen kurzen und unspektakulären Verbindungskanal zum Shropshire Union Canal, einbiegen.

Ging es bis zur Abzweigung zu Tal, was bedeutete, in eine volle Schleuse einfahren, das Wasser ablassen und etwa zwei Meter tiefer wieder auszufahren, hiess es, gleich nach der Abzweigung, zu Berg zu fahren. Also in die leere Schleuse einfahren, Tore schliessen, Schleusenkammer füllen und oben wieder ausfahren. Das ging so, an einigen Tagen, bis zu zwanzig Mal.

IMG 0853Insgesamt hat der Ring 94 Schleusen! Das heisst, meine Frau musste in diesen 13 Tagen, 282 Tore öffnen und schliessen, sowie 376 Schieber öffnen und schliessen.

Natürlich konnten wir immer mal wieder einfahren, wenn soeben ein anderes Boot ausgefahren war und die Tore offenliess und die Schieber IMG 0847geschlossen waren. Oder, das Gegenteil, wir konnten ausfahren und offenlassen, da bereits Jemand wartete, um einzufahren. Das war eigentlich die Regel, also alles nur halb so schlimm, buchstäblich.

Dem aufmerksam mitrechnenden Leser wird aufgefallen sein, dass die Anzahl Tore dem dreifachen der Schleusen entspricht. Das ist kein Rechnungsfehler, es ist tatsächlich so, dass die Schleusen talseitig (also unten) mit zwei, und bergseitig mit nur einem Tor ausgestattet sind.

Es war jedenfalls ein gutes Stück Sport das meine Frau hier absolviert hatte.

Am Ende des Verbindungskanals mussten wir wieder über Backbord in den Shropshire Union Canal einbiegen auf dem es nun wieder zu Tal ging.

Ein richtiges Auf und Ab.

Von hier hatten wir noch etwas mehr als die Hälfte Weg vor uns. Nach etwa einem Tag würden wir den «Point of no return» erreicht haben. Zur Erinnerung, wir befuhren einen Ring oder Kreis, das heisst, ab der Mitte des Weges wäre der Rückweg länger als auf der gewählten Route weiterzufahren. Es gab also nur Eines, weiterfahren, egal ob es regnet IMG 1272oder die Sonne scheint. Nun ja, man gewöhnt sich bekanntlicherweise ja an Alles.

IMG 1182Der Shropshire Union Canal glänzte mit der quasi Abwesenheit von Zivilisation, dafür umso mehr mit der umwerfend schönen Landschaft. Der Kanal war streckenweise recht schmal, eben narrow, dafür von sehr wild wucherndem Grün gesäumt.

Bei der Durchfahrt an der Norbury Wharf vorbei sah ich im Augenwinkel so etwa wie eine Zapfsäule am Hafenrand. Ein zweiter Blick sagte mir, das könnte eine Abpumpstation für Abwassertanks sein. Da wir bereits den 11.09. abends hatten, fand ich es eine gute Idee, hier etwas los zu werden. Also Maschine stoppen, rückwärts laufen lassen bis wir aufgestoppt hatten und weiterlaufen lassen, um zurück zu setzen. Trotz vorgerückter Stunde erleichterten sie unser Boot noch. Hier, im dazugehörenden Laden, konnten wir auch noch ein paar Mitbringsel erstehen.

Ein kurzes Stück weiter, in Gnosall Heat, legten wir für die Nacht an.IMG 1393

Am anderen Tag haben wir vor dem letzten Halt des Tages einen Stop in Brewood gemacht, wo wir eine alte Kirche mit ebenso altem Friedhof besichtigt haben. Ausserdem sind wir, einmal mehr und ebenso erfolglos, auf die Suche nach einem Geschäft mit Imprägnierungsspray gegangen. Dafür haben wir das Städtchen besichtigt. War auch nett.

An dem Abend war ein Champions-League-Match mit unserem FC Basel angesagt. Mit dem TV-Gerät an Bord hofften wir uns den Match anschauen zu können. Darum legten wir für die Nacht an einer Stelle an, wo ich das Gefühl hatte es sei im Bereich von TV Sende-Anlagen. Wir hatten Blick auf eine Ortschaft und dachten, hier sollte das möglich sein. Wir hatten auch ein paar Sender zur Auswahl, bloss unser Match wurde nicht übertragen. Einen Sender fanden wir, der in einer Art Radiomodus die Geräuschkulisse mit Speaker aber ohne Bilder, brachte. Es gab eine Art life-ticker. Diesen hatten wir aber zeitgleich auf dem Tablet am Laufen. So konnten wir wenigstens ein bisschen mitfiebern.

IMG 1457Gegen Mittag, des anderen Tages, erreichten wir die Autherley Junction. Hier mussten wir scharf über Backbord in den Staffordshire & Worcestershire Canal abbiegen. Es ärgert mich noch heute, wie ungeschickt ich mich hier angestellt habe. Ich glaubte nämlich, dass ich die IMG 1455Ginette mittlerweile sehr gut im Griff hätte und in einem Zug die Kurve kratzen könnte. Das gelang mir auch, also das Kratzen. Klar, unmittelbar vor der Abzweigung musste eine Schleuse bewältigt und gleich noch eine Brücke unterquert werden. Auch war die Sicht dadurch eingeschränkt und die Breite des Querkanals war auch bescheiden. Trotzdem dachte ich, es reicht, wenn das Heck nach der Mündung frei ist, das Ruder herumzureissen und Vollgas zu geben. Es reichte nicht. Also nicht ganz. Wir schrammten am gegenüberliegenden Ufer, zwar nicht am Bord selbst, aber mitten durch darüber hängendes Gestrüpp. Ich musste mich ducken, sonst hätte es mich hinten in den Kanal gewischt und das Schiff wäre steuerlos weitergefahren. Das Schlimmste war allerdings, dass dieses Gestrüpp reife blaue Beeren trug. Keine Ahnung was, aber es machte eine schlimme Sauerei auf dem Dach.

Eigentlich darf man als Mieter das Dach nicht betreten, aber ich musste das doch putzen. Das machte ich am nächsten Mittagshalt, während meine Frau das Mittagessen bereitete.

Später, oder war es am nächsten Tag? Jedenfalls nach kurzer Stecke sahen wir ein Schild am Kanal-Rand: Caution Narrows! Das hiess soviel wie Aufpassen es wird schmal. Angesichts der Tatsache, dass wir seit Tagen in einem Narrowboat auf schmalen Kanälen unterwegs waren wo das Kreuzen oft eine Herausforderung war, was hatten wir nun zu erwarten? Ich bekam etwas weiche Knie. Heute weiss ich, es war berechtigt.

Vom Festland her waren wir uns eine Kameraüberwachung und eine Verkehrsführung mit Ampeln gewohnt, hier: nichts. Gar nichts.

Mit ein paar anderen Booten bildeten wir eine zufällig zusammengewürfelte Karawane. Wenn Wenden schon nur an bestimmten, sogenannten Winding Holes, möglich war und sonst unmöglich, dann war hier noch nicht einmal Kreuzen möglich.

Dafür gab es, ca. alle 200 Meter eine Ausbuchtung in den Felsen geschlagen. Hier und nur hier war das Kreuzen mit maximal je einem Boot möglich. Zum Glück begegnete uns, wir waren an zweiter oder dritter Position, erst ganz am Ende der zwei Kilometer langen Strecke, ein anderes Boot. Unser Vordermann stoppte und manövrierte in die nächste Ausweichbucht, während der Kreuzende vor dem Eingang der Narrows wartete. Ich wurde etwas überrascht und hatte meine liebe Mühe, ohne Frontstrahlruder, uns ganz in die Bucht zu würgen. Der Entgegenkommende winkte uns allerdings zu, dass wir doch am Besten Alle zuerst ausfahren sollten, bevor er die Narrows in Angriff nehmen würde. Endlich draussen, fiel mir ein Tonnenschwerer Stein vom Herzen und plumpste in den Kanal. Erst später merkten wir, dass wir vor lauter Konzentration, gar keine Bilder von diesem wildromantischen Streckenabschnitt, gemacht hatten. So müssen Worte genügen. Sauberes Wasser, begrenzt steuerbordseitig von Felsen die teilweise, aber auf jeden Fall am oberen Ende, mit Wald bewachsen waren An Backbord war ein wilder Wald. Über uns blinzelte der stellenweise blaue Himmel durch die Blätter. Wir fuhren quasi durch einen smaragdgrünen, geheimnisvoll schimmernden Tunnel.IMG 1503

IMG 1500In Penkridge legten wir für die Nacht an. Obwohl schon etwas spät, gingen wir doch noch auf eine kleine Ortsbesichtigung. Im lokalen Supermarkt konnten wir, zu vorgerückter Stunde, sogar noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen.

Am anderen Morgen wollten wir vom Liegeplatz ein paar Meter bis kurz vor die nächste Schleuse fahren und dort Frischwasser aufnehmen. Was wir auch taten, nachdem wir noch warten mussten, bis der vor uns fertig war. Schleusen war dann allerdings auch nicht gleich möglich, weil ein lokaler IMG 1513Brennstoffhändler sein Versorgungs-Narrowboat mit allerlei Materialien belud. Dafür blockierte er die Schleuse. Er fragte, ob wir schleusen wollten, er würde sonst schon kurz ausfahren. Ich winkte allerdings ab, es war interessanter zu warten und zu beobachten. Siehe Bilder:

Ich war von der harten Arbeit, die auch von seiner Frau bewältigt wurde, beeindruckt.

Ãœbernachtet haben wir an einer sehr breiten Stelle, wo auch schon einige Andere lagen. Es gab, nach einem Regenguss, einen stimmungsvollen Abend zu geniessen.

Am nächsten Tag mussten wir, nach kurzer Fahrt, noch die Haywood Junction bewältigen. Hier galt es wieder über Backbord in den Trent & Mersey Canal abzubiegen, auf dem wir den Rest dieses letzten Fahrtages damit verbrachten, uns nach Stone zu verschieben.

IMG 1733Hier gönnten wir uns einen letzten Drink in einem speziellen Pub direkt am Kanal. Wir kamen sogar mit einem Einheimischen Pubbesucher ins Gespräch, in dem ich mit meinem holprigen Englisch versuchte, ihm unsere schweizerische direkte Demokratie zu erklären. Ob er’s verstanden IMG 1736hat, weiss ich nicht, er schien jedoch beeindruckt von unserer Möglichkeit quasi über jeden Zebrastreifen abstimmen zu können.

An unserem letzten Tag lernten wir noch ein nettes Paar kennen, das mit ihrem Hund auf seinem Boot lebt und vom Verkauf von selbstgezogenen Pflanzen und selbst hergestelltem Schmuck und Nippes lebte.

Sie freuten sich, dass wir ein paar Kleinigkeiten kauften und Ihnen unsere Milch und noch ein paar Sachen schenkten, die wir nicht mehr brauchten.

Nach dem PackenIMG 1756 hatten wir nur noch eine Schleuse zu bewältigen, um direkt im Hafen unseres Vermieters zu landen. Ich musste längsseits an einem anderen Narrowboot festmachen bevor ich unsere Koffer holen konnte, damit wir packen konnten. Die vollen Koffer dann über drei andere Boote zu hieven war dann nicht ganz einfach. Ich schaffte es trotzdem sie trocken an Land zu bringen.

Wieder wurden wir mit dem Auto zum Bahnhof gebracht von wo wir, mit einmal Umsteigen bis Manchester IMG 1758fuhren und dort direkt auf den Flughafen, um abends schon wieder zu Hause zu sein.

Als Fazit können wir sagen, dass es sich auch bei durchzogenem Wetter lohnt in England mit einem Narrowboat unterwegs zu sein. Es unterscheidet sich ziemlich vom Betrieb auf dem restlichen Europa, hat aber berechtigterweise absolut seinen Reiz.

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