Nun, bereits zum dritten Mal, mieteten wir ein Wohnboot. Dieses Jahr wollten wir einen klitzekleinen Teil der Mecklenburgischen Seenplatte erkunden. Also reservierten wir, via Internet, dortselbst ein Wohnboot. Vom letzten Mal wussten wir, dass uns eine Veranda im Heck des Bootes wieder sehr gut gefallen würde. Das wollten wir haben. Und wir hatten!
Wir hatten zwei Wochen Urlaub. Leider gab es aber keine Mietmöglichkeit von Montag übers Wochenende bis Freitag darauf. Darum waren wir gezwungen von Samstag 3.9.2016 bis Samstag 10.09.2016 zu mieten.
Vom Montag 29.08.2016 bis Samstag (Mietbeginn) waren wir in Berlin. Ein normaler City-Trip. Wir wollen hier aber nur über die Bootsferien berichten.
Eine Stunde mit dem Zug, von Berlin nach Fürstenberg, plus eine Taxifahrt dauerte es bis zu Basis des Vermieters. Hier war erst einmal Geduld gefragt. Es schienen sich hier die Eigenschaften des Deutschen Beamten von Ost- und Westdeutschland zu kumulieren. Hier das präzise durchführen und ausfüllen aller notwendigen Formulare und Ausweiskontrollen, dort diese etwas ineffiziente Bürokratie und die Macht, den Bittsteller warten zu lassen. Es waren allerdings eine rechte Anzahl Rückgaben und Übernahmen durch neue Besatzungen zu tätigen.
Zumindest half mir, dass ich den Führerschein für Boote vor wenigen Wochen gemacht hatte. Ich musste nicht auch noch in eine Theorie-Stunde. Allerdings dauerte es zwischen zwei und drei Stunden bis wir unsere Koffer an Bord hieven durften und noch eine Weile bis Jemand kam, uns die obligatorische Einführung angedeihen zu lassen.
Lustig war hingegen das in Empfang nehmen des, übers Internet vorbestellten, Proviants. Wir hatten vom Angebot des Vermieters, Esswaren aufs Boot zu bestellen, Gebrauch gemacht. Der lokale Händler machte seinerseits Gebrauch von seiner persönlichen Auslegung unserer Bestellung. Alles was wir als einzelne Stücke bestellten kam als Packung. Zum Beispiel zwei Zucchetti kamen als zwei Netze dieses Gemüses. Das zog sich konsequent durch, zwei Rollen WC-Papier waren wohl seiner Meinung nach zwei Packungen. Zwei Poulet-Schenkel waren zwei komplette Hühner. Zum Glück hatten wir Stauraum und einen Tiefkühler. Wir mussten kein einziges Mal woanders einkaufen gehen. Was als erste Startverproviantierung gedacht war, reichte für die ganze Woche. Ich war wieder einmal schwer beeindruckt von den Fähigkeiten Christines, aus all den Sachen eine abwechslungsreiche, gesunde und schmackhafte Verpflegung zu zaubern.
Ja, und das herumschleppen von schweren Einkaufstaschen erübrigte sich dann auch.
Die meisten anderen Neumieter blieben die erste Nacht im Hafen liegen. Boot an Boot. Das war genau nicht was ich wollte. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass man auf diesen Seen einfach irgendwo Anker werfen konnte und so in der Natur, weitab vom Grossstadt-Trubel, den wir ja eben hinter uns gelassen hatten, übernachten konnten.
Was wir dann auch taten. Spätabends haben wir die Leinen losgemacht und sind ans andere Ende des Sees gefahren, wo wir den Anker warfen. Das Ankerlicht, oben am Mast, musste die Nacht über brennen. Ausserdem richtete ich einen Anker-Alarm auf dem Tablet ein. Die dazu benötigte App hatte ich vorher schon installiert und musste jetzt nur die Eckdaten eingeben. Tiefe des Seegrunds und die Länge der ausgelegten Ankerkette. Daraus berechnete die App den sogenannten Schwoikreis, das ist der Kreis um den Anker, in dem sich das Boot durch Wind und Strömung bewegen darf. Würde sich der Anker vom Seegrund lösen und das Boot, über diesen Kreis, abdriften, gäbe es Alarm. Es gab Keinen. Nach einem weiteren Highlight aus der Kombüse und einem schönen Glas Wein, schliefen wir wie in Abrahams Schoss.
Nach dem Frühstück wurde der Anker gelichtet. Bevor ich ihn ganz hochziehen konnte, musste er mehrmals kurz ins Wasser getaucht werden, um den Schlick darauf loszuwerden. Wir hatten uns von den Unterlagen, die wir vom Vermieter mitbekommen hatten, inspirieren lassen und hatten so ein Ziel, respektive mehrere und eine Route.
Von unserem Ankerplatz am Ende des Röblinsees an Fürstenberg vorbei, über den Stolpsee, machten wir bei der Schleuse Himmelpfort eine Mittagpause, bevor wir schleusten.
Nach der Schleuse Himmelpfort ging es quer über den Haussee und anschliessend via Woblitz, einem linken Nebenfluss der oberen Havel, über den Grossen Lychensee in den Lychener Stadtsee.
Nachdem wir am Steg angelegt hatten und weit und breit kein Hafenmeister zu sehen war, machten wir einen kleinen Erkundungsspaziergang ins Städtchen. Viel gab es nicht zu sehen, aber eine Eisdiele haben wir gefunden. Dort haben wir gemacht, was man in Eisdielen halt so macht, ein Eis geschleckt.
Zurück auf dem Boot, wir schafften es gerade rechtzeitig, ergoss sich ein veritabler Wolkenbruch über der Gegend. Nach einer Weile kam dann doch noch der Hafenmeister, der uns die Liegegebühr für die Nacht abknöpfte. Stolze 19.50 €.
Dafür mussten wir nur einen Euro in den Schlitz des Wasser- und Stromspenders einwerfen, um bis zur Abfahrt am anderen Morgen, Strom zu beziehen. Der Zähler sei kaputt, erzählte uns der Hafenmeister auf Anfrage. Sie hätten die Säulen einfach so eingestellt, dass der Strom, nach Einwurf eines Euro, fliesst bis man sein Landstromkabel wieder aussteckt. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn etwas kaputt ist.
Am Abend ging dann noch ein währschaftes Gewitter nieder. Wir waren froh, dass es auch im trockenen Inneren des Bootes gemütlich war. Dafür gab es einen schönen Sonnenuntergang.
Tags darauf, nach dem Frühstück, warfen wir die Leinen los und legten ab. Es ging wieder zurück bis zum Stolpsee, wo wir für die Mittagpause ankerten.
Von hier befuhren wir die Havel zu Tal bis ins Unterwasser der Schleuse Regow. Hier legten wir für die Nacht an. Da auf der rechtsufrigen Seite, wo wir lagen, die Poller, wohl für grosse Schiffe, sehr weit auseinander gesetzt waren, musste ich die Leinen in voller Länge ausbringen. Zum Glück hatte ich die passenden Knoten erst gerade für die Prüfung gelernt. Hier wollten sie angewendet werden.
Der 06.09.2016 brachte uns weiter die Havel zu Tal, bis wir über Backbord in die Templiner Gewässer einbogen. Im Kuhwall See ankerten wir über Mittag, verpflegten uns und schwammen etwas. Anschliessend passierten wir die Schleuse Kannenburg, eine Schrägwandschleuse mit einer Spundwand, an der die Boote während der Schleusung festgehalten werden können. Weiter über den kleinen und den grossen Lankensee durch die Förde und dann über den Röddelinsee, den Templiner Kanal und durch die Templiner Stadtschleuse in den Templiner Hafen.
Nach einer freien Anlegestelle suchend, fuhr ich in ganz langsamer Fahrt in den Hafen ein. An dem Steg, den ich für passend hielt, erwartete uns bereits der Hafenmeister, gestikulierend und rufend, dass ich mit dem Heck voran da anlegen solle. So bekam ich mal wieder Gelegenheit ein etwas schwierigeres Manöver zu fahren. Zuerst etwas zurücksetzen, dann eine elegante Pirouette über Steuerbord drehen und langsam, unter kurzer Zuhilfenahme des Frontstrahl Ruders rückwärts, präzise in die Lücke einfädeln. Das gelang mir in einem Zug, wofür mir das Belohnungszentrum in meinem Gehirn einen Cocktail von Glückshormonen spendierte. Bereits mit den Tauen beschäftigt, fragte ich den Hafenmeister, wo wir denn morgen früh unseren Fäkalien-Tank leeren könnten. Warum ich das nicht gleich gesagt hätte, fragte er und meinte, ich könne gleich für nur eine Nacht an der Entleerungsstation anlegen und seine Frau würde uns dann morgen früh den Tank leeren. Gegen Gebühr versteht sich.
Gesagt getan, tuckerten wir halt nochmal quer durch den Hafen und machten dort für die Nacht fest.
Später, wieder zuhause, stellte ich fest, dass die Kinette ein paar Jahre zuvor, an genau derselben Stelle festgemacht hatte. Siehe ganz unten in ihrem Bericht Nr.106 !
Dass wir nun mit dem Bug zum Land lagen hatte den Vorteil, dass wir später, nach der Ortsbesichtigung, auf unserer Heck-Veranda mit Blick auf den See das Nachtessen mit schönem Sonnenuntergang geniessen konnten.
Anderntags ging es bereits wieder zurück, via Röddelinsee und den grossen Kuhwallsee. Dort ankerten wir wieder für den Mittagsrast. Und auch diesmal gab es, vor dem Anker lichten und der Weiterfahrt, einen Schwumm im See, so ca. dreimal ums Boot herum.
Später stiessen wir, immer noch auf den Templiner Gewässern fahrend, wieder auf die Havel in die wir über Backbord einbogen. Es ging also nochmal ein bisschen weiter auf der Havel bis Zehdenick, wo wir für die Nacht liegen blieben.
Auch hier blieb nur wenig Zeit um den Ort zu erkunden. Für einen kleinen Spaziergang reichte es jedoch.
Tags darauf, hier war halt ein Endpunkt der Reise, fuhren wir wieder die Havel zu Berg, mit dem Ziel Fürstenberg, wo wir das Boot am Ende wieder abzugeben hatten.
Übernachtet haben wir in Bredereiche. Auch hierzu gibt es nichts besonderes zu berichten, ausser vielleicht, dass wir hier sogar im «Hafen» einen kleinen Schwumm vom Boot aus machten.
Am Schluss landeten wir wieder im Röblinsee, um am selben Ort zu ankern wie am Anfang der Reise.
Der letzte Tag war ausgefüllt mit Aufräumen und putzen, packen und an die Basis zurückfahren. Dort waren wieder einige Formalitäten zu erledigen, bevor wir mit dem Taxi zum Bahnhof und via Berlin zurück in den Alltag fahren mussten.