In diesem Jahr konnten wir uns nicht entscheiden, ob wir ans Meer oder in die Berge fahren würden. In dieser Situation kam mir in den Sinn, dass ich schon immer mal mit einem Wohnboot auf den französischen Kanälen Ferien machen wollte.
Ich hatte zwar schon davon gehört, aber ich hatte absolut keine Ahnung von dem Ganzen. Ich wusste nur, dass es das gibt.
Was macht da der Mann von Welt? Googeln natürlich. So kamen wir zu unseren ersten Miet-Wohn-Boot Ferien.
Bei der Recherche fanden wir auch die Webiste der Kinette. Diese hat mich in den Folgejahren gefesselt und nie mehr freigegeben. Sie, und die dort zu findenden Berichte und Informationen haben zum Entschluss geführt, nach der Pensionierung ebenfalls zum Wassernomaden zu werden.
So kam es, dass wir uns zu gegebener Zeit, in einem Zug nach Lagarde im Elsass wiederfanden.
Wir wurden mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt und zur Vermietstation gebracht. Mit dem Einräumen unserer Siebensachen, Einkaufen von Nahrungsmitteln im Hafenlädeli, Formalitäten und einer ca. einstündigen Einführung, verging der Tag im Fluge.
Die nette Instruktorin begleitete uns noch bis zur Schleuse, die direkt beim Hafen lag und liess uns allein, sie müsse jetzt wieder zurück, viel Spass.
Uns ging ganz schön die Muffe. Am Morgen noch zu Hause und noch nie ein Boot gesteuert und jetzt, am Spätnachmittag, plötzlich ganz allein. Dazu kam, dass ich heftige Kopfschmerzen hatte und dringend mal für Jungs sollte. Was macht man da, meine Frau wollte oder konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht das Steuer übernehmen und ich traute mich nicht es zu verlassen. Also musste ich, kaum losgefahren, das erste Mal anlegen. Zum Glück ist das in Frankreich, praktisch überall an den Kanalufern, möglich und erlaubt.
Tapfer haben wir dann noch zwei Schleusen hinter uns gelassen, bevor wir in einem ganz kleinen unbedienten Hafen "Port Saint Marie" anlegten und für die Nacht festmachten.
Christine, meine Frau, zauberte ein feines Nachtessen aus unserer Kombüse. So kamen die Lebensgeister wieder zu mir zurück und es stellte sich schon langsam dieses spezielle entspannte Gefühl vom Leben auf dem Wasser ein.
In den Tagen, die folgten, verbesserte sich das Gefühl für das Handling unseres schwimmenden Wohnmobils.
Wir fuhren und schleusten, blieben wo es uns passte, assen und tranken und liessen es uns gutgehen.
So kamen wir nach ein zwei Tagen via zwei Tunnel zum Schiffshebewerk Arzwiller. Hier war allerdings Schluss. Nur ein paar Monate zuvor war hier ein Unfall passiert. Ein Ausflugsschiff war bei der Einfahrt in die Wanne, vom sich zu früh schliessenden Tor, eingeklemmt worden.
Was zum Auslaufen des ganzen letzten Kanalabschnittes führte. Verletzt wurde, meines Wissens, Niemand. Aber das unten zunächst liegende Dorf musste wegen Überschwemmungsgefahr evakuiert werden.
Jedenfalls kamen wir hier nicht weiter und machten, im völlig leeren Vorhafen, erst mal eine Mittagpause . Danach ging es wieder durch die zwei Tunnel zurück.
Ãœbernachtet haben wir am Steg vom Vermieter "les Canalous".
Vielleicht an dieser Stelle kurz etwas über die bis zum Schluss gefahrene Strecke. Ausgangs- und Endpunkt war Lagarde im Elsass. Wie oben beschrieben, fuhren wir zuerst in östlicher Richtung, auf dem Canal Marne au Rhin, bis zum Hebewerk Arzwiller und wieder zurück. Diesmal fuhren wir aber nicht an der Abzweigung vorbei, sondern bogen über Steuerbord in den Saar Kohlekanal ab. Hier lagen wir für eine Nacht, bevor wir, in zwei weiteren Tages-Etappen, bis nach Mittersheim fuhren.
Von hier ging es wieder zurück und dann an der Kreuzung über Steuerbord an Lagarde vorbei bis Nancy. Wieder mussten wir wenden, um zur Vermietstation zurückzufahren, von wo wir mit dem Zug wieder heimreisten.
Das Ganze nahm elf Tage in Anspruch.
Ein paar Anekdoten in Stichworten:
Beim ersten Einkauf unterwegs, in einem kleinen Dorfladen, den wir mit dem Velo ansteuerten, erhielten wir vom Verkäufer eine Flasche Wein geschenkt, wohl weil wir uns für mehrere Tage mit Nahrungs- und Verbrauchsmitteln eindeckten. Uns hat es gefreut.
Beindruckt hat uns, auf unserer ersten Mietboot-Tour, der Saarkanal, auf dem wir bis Mittersheim 13 Schleusen zu bewältigen hatten. Man sah von der einen Schleuse jeweils bereits die Nächste. Jedenfalls schliefen wir danach sehr gut.
Auch die Fahrten durch die Tunnel führten bei uns zu einer erhöhten Pulsfrequenz. Schmal, schlecht beleuchtet und kalt. Wie gross war die Erleichterung, wieder ans Tageslicht zu kommen.
Auch hat uns Nancy sehr gut gefallen. Die Stadt nennt sich auch Hochburg des Jugendstils. Spezielle Erwähnung finden soll der Place Stanislas mit seiner beeindruckenden Lightshow jeden Abend um 22:00 Uhr.
Ansonsten will noch bemerkt sein, dass dieses Revier wohl sehr gut geeignet war für den Einstieg in diese Art Ferien.
Sehr ruhig und erholsam, so richtig, um mal wieder die Seele baumeln zu lassen.